Video-Ton-Installation/Live Performance, 11 Min
2011
Performance 09.03.2011
Kamera: Nils Olger, Video: Lisbeth Kovacic
Dokumentation und Hintergruende als Teil der Diplomarbeit (pdf)
I.
Projektionen von Fotos eines Ortes im Sommer, idyllische Leere und Stille. Stimmen setzen ein, die Sprecher/innen nicht festzumachen. Sie sprechen Deutsch, was offenbar nicht ihre erste Sprache ist. Sie erzählen wer sie sind: ein Lehrer, eine Kanzlerin, ein Fussballspieler, …
Plötzlich tauche ich im Bild auf – Ich, die Deutschlehrerin. Ich die ihren Erzählfluss unterbricht um sie auszubessern. Ich die sie und die Zuhörer_innen über die Schwierigkeit stolpern lässt, Utopien und Wünsche in einer fremden Sprache auszudrücken.
Dazu lege ich Overheadfolien auf, aus Deutschbüchern kopiert – Heimat ist das Thema, dann Tagesablauf und schließlich Arbeit/Freizeit. Die Stichwörter die auf die Folien gelegt werden zeigen die Kluft zwischen ihren Lebensrealitäten und dem didaktischen Aufbaus der Lehrbücher.
II.
Vor dem Eingang der besonders geschützten Höhle im selben Ort wird die verquere Perspektive des Österreichischen Integrationsfonds performed: Der Einleitungstext einer Deutsch-Lehrunterlage zeigt, dass es sich bei dieser „Arbeitsmappe“um eine erzieherische Maßnahme ohne Interesse die Struktur der Sprache zu lehren handelt.
III.
Monate sind vergangen, die Menschen die zuvor gesprochen haben sind noch immer am selben Nichtort und noch immer nicht zu sehen. Sie sprechen nicht mehr darüber wer sie gerne wären, sondern über ihre tatsächliche Lebenssituation.
Ich wandere durch die Winterlandschaft und betrachte die Situation. Nachdem ich mir der engen Grenzen meines Aktionsradius bewusst geworden bin, werde ich auf meine Rolle als Vermittlerin einer hegemonialen Sprache/Kultur zurück geworfen. Das bedeutet den Sprechenden wieder ihre ansatzweise errungende Handlungsgrundlage zu entziehen, indem ich sie verbessere: „Österreich ist besser!“…